Samstag, 24. November 2012

Rote Karte für Edzard Ernst. Freundschaftsdienst von Markus C. Schulte von Drach für einen weltanschaulichen (GWUP-) Genossen?

Betätigt sich SZ-Redakteur Markus C. Schulte von Drach als PR-Agent für Prof. Edzard Ernst? Dieser Eindruck drängt sich m.E. auf, wenn man sich anschaut, was Herr Schulte von Drach zuletzt so alles über Edzard Ernst geschrieben hat. Und wenn man berücksichtigt, dass sowohl Professor Ernst als auch Schulte von Drach einer ziemlich aggressiven weltanschaulichen Vereinigung atheistischer Fundamentalisten nahestehen: der sog. Skeptiker-Bewegung, die in Deutschland durch die GWUP e.V. repräsentiert wird. Schulte von Drach wirbt auf seiner Homepage für die GWUP. Prof. Edzard Ernst ist auf Veranstaltungen und in Medien der GWUP omnipräsent. Eine Google-Suche "Edzard Ernst", "GWUP" führte heute zu sage und schreibe 7.630 Treffern. Man scheint sich somit sehr nahe zu stehen. Aber hilft man sich auch gegenseitig? Kenner der „Skeptiker“-Szene wundert es nicht sonderlich, dass Markus C. Schulte von Drachs Berichte über Kontroversen eine kriegerische Sprache haben und die jeweilige Gegenseite hier nicht wirklich zu Wort kommt. Dieser Stil ist typisch für „Skeptiker“ und fundamentalistische weltanschauliche Gruppierungen.
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Edzard Ernst-PR, die Erste?
Am 31.10.2012 heißt es in einem Sueddeutsche.de-Beitrag von Markus C. Schulte von Drach: „Edzard Ernst, einer der renommiertesten Kritiker der Komplementärmedizin, wurde aus der Berufungskommission gedrängt.“ Worum geht es? Das Klinikum der Universität Zürich will eine zum Lehrstuhl für Naturheilkunde gehörende Professur neu besetzen und hat in diesem Zusammenhang eine Berufungskommission gebildet. Nachdem sich Herr Ernst noch vor Abschluss des Verfahrens öffentlich kritisch zu einer Kandidatin geäußert hat, wurde er aus der Komission entlassen - gewissermaßen unehrenhaft. Warum? Öffentliche Kritik an einem laufenden Besetzungsverfahren gilt in wissenschaftlichen Kreisen als unprofessionell und unehrenhaft, stellt sich der Kritiker doch über die anderen Mitglieder der Berufungskommission. Ähnlich unprofessionell verhielt sich Edzard Ernst im Rahmen seiner Kritik am Smallwood Report. Hier äußerte er sich öffentlich, obwohl das Peer-Review-Verfahren zum Smallwood Report noch nicht abgeschlossen war. Siehe hierzu Abschnitt 4. des Blogbeitrags  Der „Andere Edzard Ernst“.

Ein professioneller Wissenschaftsjournalist hätte in diesem Zusammenhang zumindest die „andere Seite“ angemessen zu Wort kommen lassen müssen und erklärt, warum das Verhalten von Herrn Ernst in der Scientific Community als unprofessionell eingeschätzt wird. Aus Sicht dieses Blogs wirkt der Sueddeutsche.de-Artikel jedoch so, als ob ein GWUP-Aktivist dem anderen GWUP-Aktivisten zur Hilfe eilt und Nebelkerzen wirft. Wer eine andere Sichtweise sucht, der findet sie im Artikel „Heiße Luft von Markus C. Schulte von Drach“.

Edzard Ernst-PR, die Zweite?
Am 23.11.2012 - also nur kurze Zeit später - thematisiert Markus C. Schulte von Drach erneut Prof. Edzard Ernst - nun im Rahmen eines mit Suggestivfragen, Totschlagargumenten und Selbstzitat gespickten Interviews: „Kritiker werden als extreme Skeptiker abgestempelt“ unter Sueddeutsche.de. Es geht um die vielen bösen Menschen, die Edzard Ernst nicht ausreichend würdigen und ehren - ein Dauerthema des emeritierten Professors aus Exeter. - „Süddeutsche.de hatte darüber berichtet“, lesen wir. Hoppla, Schulte von Drach zitiert sich selbst! Ehrlicher wäre die Umschreibung: „Ich, der Interviewer, habe (tendenziös) berichtet“. Ein kleines Detail mit Freudschem Erkenntniswert.

Worum geht es dieses Mal? Das böse Wissenschaftszentrum der Deutschen Ärztegesellschaft für Akupunktur hat Herrn Ernst als Redner ausgeladen und Herr Ernst schildert seine Sichtweise dazu. Die Deutsche Ärztegesellschaft für Akupunktur hingegen lässt Schulte von Drach (vorsichtshalber?) nicht zu Wort kommen. Für ein Interview in einem Medium der Süddeutschen Zeitung ist dieser Anlass ziemlich banal, oder nicht?

Wollte Markus Schulte von Drach das Interview gezielt in eine bestimmte Richtung lenken? Dieser Eindruck kann sich aufdrängen, wenn man sich eine Suggestivfrage auf der Zunge zergehen lässt: „Sie sind immer schon angefeindet worden. Nehmen die Bestrebungen zu, Sie kaltzustellen?“ Hier wird nicht gefragt, was Kritiker konkret an Herrn Ernst kritisieren und ob diese Kritik berechtigt ist. Die Frage nimmt suggestiv vorweg, dass die Kritik unberechtigt ist, ohne jedoch die Argumente der Kritiker überhaupt zu erläutern. Dämlicher kann man Voreingenommenheit und einen tendenziösen Spin kaum dokumentieren.

Das (wahre) Problem von Edzard Ernst
Nach Einschätzung dieses Blogs reden sowohl Markus C. Schulte von Drach als auch Prod. Edzard Ernst um den heißen Brei herum. Prof. Edzard Ernst wurde in Deutschland über viele Jahre hinweg von Publikumsmedien und Journalisten hofiert, die ihn als „Kritiker der Komplementärmedizin“ wertschätzten, von den Details und der Qualität seiner Arbeit als Wissenschaftler und (mangels Klinikanbindung seines Lehrstuhls) „Forscher ohne Patienten“ jedoch keinen blassen Schimmer hatten. Ein einziger Artikel des Blogs CAM Media.Watch reichte aus, hier für ein differenzierteres und realistischeres Bild zu sorgen. Gemeint ist der oben schon erwähnte Blogbeitrag: Der „Andere Edzard Ernst“. Die in diesem Blogbeitrag vorgetragenen Argumente, an die sich Schulte von Drach bisher nicht heranwagt, haben - von der Öffentlichkeit kaum bemerkt - zu einem Umdenkprozess in namhaften Redaktionen geführt. So hat beispielsweise der STERN kürzlich den Artikel „Der Siegeszug der Globuli“ veröffentlicht und seinen langjährigen Gastautoren Ernst dabei mit keinem Wort erwähnt.

Wie gefährlich eine zu große Nähe zu Prof. Edzard Ernst sein kann, das zeigt sein Interview mit dem anonymen und in kriminelle Aktivitäten verwickelten Internet-Pranger Esowatch/Psiram.com und eine E-Mail, die Ernst kürzlich seinem größten Kritiker schickte. Siehe hierzu: „Abwehr-PR? Prof. Edzard Ernst, Tracey Brown, Sense about Science (SAS), Gedächtnislücken und Widersprüche.“ Vielleicht ist dieser Blogbeitrag ja auch der wahre Auslöser für das Interview mit Herrn Ernst. Die Initiative ging hier allerdings von Herrn Ernst aus.

Boulevardjournalismus und ideologischer Grabenkrieg bei Sueddeutsche.de
Mit Wissenschaft hat alles dies nicht mehr viel zu tun. Es geht in Wirklichkeit um ideologische Grabenkriege, in denen nur eine „richtige“ Sichtweise zugelassen wird und Andersdenkende diffamiert werden, ohne sich zuvor sachlichund fair mit ihren Argumenten auseinandergesetzt zu haben. Erstaunlich ist, dass die Süddeutsche Zeitung solcherart ideologisch aufgeladenen Billig- und Schmuddel-Journalismus zulässt. Aber auch dafür gibt es vielleicht eine Erklärung. Schließlich handelt es sich hier nicht um einen Einzelfall. Der Stil scheint Methode zu haben:

Tendenziös: Werner Bartens und das Wissenschaftsressort der Süddeutschen Zeitung. Mehr Qualität ist möglich!
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